Die dezentrale Euthanasie


Das offizielle Ende der „Aktion T4“ im August 1941 bedeutete nicht das Ende des Mordens. In zahlreichen Heil- und Pflegeanstalten ermordeten nun Ärzte unter Beteiligung des Pflegepersonals PatientInnen direkt in den Einrichtungen. Die Tötungen konnten mit Medikamenten und/oder systematischem Nahrungsmittelentzug erfolgen. Das Sterben vieler PatientInnen wurde auch durch Vernachlässigung herbeigeführt oder wenigstens in Kauf genommen. Chronisch kranke, pflegebedürftige und unproduktive PatientInnen waren besonders gefährdet, umgebracht bzw. vernachlässigt zu werden. Allerdings waren nicht alle AnstaltsärztInnen zum Töten bereit. In der Forschung werden zwischen 15 und 30 Anstalten angeführt, in denen dezentral weiter gemordet wurde. Darunter auch die österreichischen Heil- und Pflegeanstalten Niedernhart in Linz, Klagenfurt, Mauer-Öhling und Gugging. Auch in Anstalten, in denen keine nachweislichen Krankentötungen stattfanden, stieg die Sterblichkeit besonders gegen Kriegsende massiv an. Dies traf auch auf die Heil- und Pflegeanstalt Hall zu, für die keine systematischen Patiententötungen aber ein starker Anstieg der Sterberaten belegt ist.