Reaktionen der Angehörigen


Spätestens mit dem Eintreffen der ersten Todesmeldungen aus einer der Tötungsanstalten zeigten sich manche Angehörige beunruhigt und es verbreiteten sich Gerüchte. Dazu trugen möglicherweise auch vereinzelte Sterbeanzeigen in den Innsbrucker Nachrichten bei. In diesen war manchmal erwähnt worden, dass die Beisetzung in einer Urne erfolgen werde, was für Tirol damals sehr ungewöhnlich war. Einmal wurde sogar ausdrücklich erwähnt, dass die Leiche „in Hartheim eingeäschert“ worden sei.

Manche Angehörige wandten sich persönlich an Anstaltsdirektor Dr. Ernst Klebelsberg und erzählten ihm „teils unter Schimpfen teils unter Weinen“, dass die Kranken nach dem Abtransport aus Hall gestorben seien. Einzelne schriftliche Nachfragen an Klebelsberg wurden zusehends ungeduldiger. In einem Brief, der an Deutlichkeit nichts offenlässt und das einzig bekannte Dokument dieser Art für Hall ist, beschuldigte die empörte Mutter einer ermordeten Patientin Klebelsberg persönlich: „Nun haben Sie ihre größte Tat vollbracht und das arme Mädel vernichten lassen.“ Klebelsberg zeigte sich irritiert und leitete das Schreiben mit folgender Notiz an Dr. Hans Czermak weiter: „Zum Beweis wie schwierig für mich die Verhältnisse sich unter Umständen gestalten bitte ich diesen Brief durchzusehen.“

Nicht zuletzt solche Reaktionen veranlassten das Regime im August 1941, die „Aktion T4“ zumindest offiziell zu beenden. Was blieb, war der Zweifel in der Bevölkerung. Immer wieder versuchten Angehörige in den Folgejahren eine Einweisung nach Hall zu verhindern oder äußerten zumindest ein eindeutiges Unbehagen.

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